Alkoholfreie Weine

Alkoholfreier Wein auf dem Vormarsch: Weniger ist manchmal mehr

Alkohol ist Geschmacksträger und Hauptbestandteil von Wein. Aber gesundheitlich unbedenklich ist er bekanntermaßen nicht. Das Bewusstsein für gesunde Ernährung jedoch ist in den letzten Jahren in der Gesellschaft stark gewachsen – und der Konsum von alkoholfreiem Wein nimmt zu.

Der Marktanteil alkoholfreien Weins steigt

Das Deutsche Weininstitut (DWI) hat uns mitgeteilt, dass immer mehr Weingüter, Winzergenossenschaften und Handelskellereien alkoholfreien Wein anbieten. Zwar liege der Marktanteil noch unter einem Prozent, aber die wachsende Tendenz ist sei nicht zu übersehen. Bei Sekt liege der Marktanteil alkoholfreier Varianten bereits bei etwa fünf Prozent. Laut dem Marktforschungsinstitut IRI gab es im Jahr 2020 beim Verkauf von alkoholfreiem Wein ein Plus von 40 % im Vergleich zum Vorjahr: Allein im Lebensmittelhandel wurden 3,7 Millionen Flaschen verkauft, im Vergleich zu 2,6 Millionen Flaschen im Jahr 2019.

Den Trend hin zum alkoholfreien Wein bemerkt auch Alexander Bähr, einer der beiden Geschäftsführer des Familienbetriebs BÄHR Pfalztraube GmbH. Den Betrieb und das WEINPARADISO verbindet eine starke Geschäftspartnerschaft. Herr Bährs Erklärung für den wachsenden Trend: In den letzten Jahren habe eine starke Qualitätsverbesserung stattgefunden. Zudem beschäftigen sich mehr Menschen – vor allem junge Kundinnen und Kunden – mit Gesundheitsthemen, und beide Faktoren zusammen hätten die Offenheit für alkoholfreien Wein gefördert.

BÄHR Pfalztraube: Unser zuverlässige Lieferant für alkoholfreie Weine

Das 2016 gegründete Startup der beiden Brüder Jochen und Alexander Bähr hat seine Wurzeln im Weinbau, denn ihre Eltern haben bis 1995 selbst ein Weingut betrieben. Dieses ist inzwischen verpachtet, aber mit dem Winzer, der dort heute seinen Wein anbaut, stehen die Brüder in engem Kontakt: Er liefert ihnen, unter anderen, den Wein, den sie dann entalkoholisieren.

Auch wenn sie auf dem elterlichen Betrieb mitgeholfen haben, ausgebildete Winzer sind Jochen und Alexander Bähr nicht. Bevor sie mit der Entalkoholisierung von Wein begannen, haben sie Tafeltrauben und Traubensaft gemacht. 2016 kelterten sie ihren ersten alkoholfreien Secco, und heute gibt’s von Bähr alles, was das Weinherz begehrt: Weißwein, Rotwein, Roséwein, Schaumwein. Werfen Sie doch einmal einen Blick in das BÄHR-Sortiment unseres Online Shops oder schauen Sie direkt im WEINPARADISO vorbei!

Ihren Tafeltrauben sind die Brüder Bähr übrigens treu geblieben – bis heute bauen sie 4,5 Hektar Esstrauben an und machen damit im Herbst ein gutes Saisongeschäft.

Kann alkoholfreier Wein so schmecken wie normaler Wein?

Viele Weintrinker halten nichts davon, einem Wein seinen Hauptbestandteil – den Alkohol – zu nehmen. Alexander Bähr möchte auch gar nicht behaupten, alkoholfreier Wein könne so schmecken, als sei Alkohol darin enthalten:

„Es ist unvermeidlich, dass bei der Entalkoholisierung Aromen verloren gehen. Außerdem verändert Alkohol die Geschmackswahrnehmung, dadurch, dass er zum Beispiel den Mundbereich kühlt. Weil er sich im Rachenraum befindet und dort verdunstet, kann man die Weinaromen wahrnehmen. Das kann man nicht simulieren und das ist ein Kritikpunk, den man sich gefallen lassen muss.“

Aber auch wenn man ohne Alkohol keinen echten Weingeschmack hinbekommt, so kann man doch mit einigen Kunstgriffen ein überzeugendes Weinaroma kreieren. Alexander Bähr erklärt das anhand einer Metapher: „Wir arbeiten gerne mit neonfarbenem Wein, damit man am Ende Pastelltöne erkennen kann.“

Das bedeutet: Es wird ausschließlich Qualitätswein entalkoholisiert. Dabei werden Rebsorten gewählt, die von Natur aus einen intensiven Geschmack haben, zum Beispiel verschiedene Muskatsorten, Riesling oder Rotweinsorten mit einer auffälligen Tanninstruktur, denn diese bleibt auch nach der Entalkoholisierung erhalten. Gesüßt wird ausschließlich mit Traubenmost, was den entalkoholisierten Weinen viel von ihrer fruchtigen Weinaromatik zurückgibt. Manchmal gelingt es sogar, während der Produktion durch richtige Ausmischung und technische Finesse, zusätzliche Aromen zu gewinnen, die in einem normalen Wein vielleicht gar nicht oder nicht in der Ausprägung gewünscht sind, die alkoholfreie Variante aber sehr bereichern. Auf jeden Fall ist ein hochwertiger alkoholfreier Wein nicht mit Traubensaft zu vergleichen. Auch wenn der Geschmack deutlich saftiger ist als der eines normalen Weins, schmeckt alkoholfreier Wein nicht zwingend süß.

Warum ist alkoholfreier Wein teurer als Wein mit Alkohol?

Die Preise der alkoholfreien BÄHR-Weine empfinden einige Kunden und Kundinnen als ambitioniert. Wie kann es sein, fragen sie sich, dass einem Wein etwas fehlt und er dennoch teurer ist? Alexander Bähr hat darauf mehrere Antworten: Zum einen gibt es einen Mengennachteil. Wenn 1000 Liter Wein entalkoholisiert werden, gibt es letztendlich einen Ertrag von 750 – 800 Liter Wein, denn der Alkohol verschwindet und wird nicht ersetzt.

Außerdem ist die Entalkoholisierung ein technischer Prozess, der Geld kostet. Wein ohne Alkohol hat immer einen Produktionsschritt mehr als Wein mit Alkohol. Most als Süßungsmittel ist außerdem deutlich teurer als Zucker. Hinzu kommen Transport- und Ausmischungskosten, was letztendlich einen Preis zwischen 12 und 15 Euro pro 0,75 Liter Flasche ergibt.

Alte Gewissheiten brechen weg: Was bringt die Zukunft?  

Die Welt, die Gesellschaft und damit auch viele Branchen sind momentan im Wandel. Alexander Bähr könnte sich vorstellen, dass die gesellschaftliche Akzeptanz von Alkoholkonsum in den nächsten Jahrzehnten sinkt – etwa so wie es beim Rauchen geschehen ist. Dass früher auf Schulhöfen oder im Fernsehen wie selbstverständlich geraucht worden ist, ist heute kaum mehr denkbar. Alkoholfreie Weinprodukte können dann eine sinnvolle Ergänzung zu alkoholhaltigem Wein sein. Menschen bekommen eine Möglichkeit, ihren Alkoholkonsum zu reduzieren, ohne auf das „Weinerlebnis“ verzichten zu müssen. Mit der Weinbranche konkurrieren oder sie gar schädigen, das möchte Alexander Bähr explizit nicht.

Und es passiert noch viel mehr: Der Winzer, der das Bähr-Weingut gepachtet hat und den Wein für die Entalkoholisierung liefert, stellt seinen Betrieb gerade auf Bio um. Andere Winzer, bei welchen die Bährs Weine kaufen, stehen vor der Herausforderung, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Weinbau bis 2030 halbiert werden muss. Deshalb werden gerade sogenannte „PiWi“-Sorten gezüchtet, besonders pilzwiderstandsfähige Weinsorten, denen die geringere Verabreichung an Schutzmitteln ausreicht. Außerdem wollen die Menschen gerade im urbanen Umfeld veganen Wein, worauf die Bährs mit dem Austausch tierischer gegen pflanzliche Proteine reagiert haben.

Es wird also interessant werden in der Weinwelt in den nächsten Jahren – so wie es gerade aussieht, brechen ehemals stabile Gewissheiten weg, neue Wege müssen bestritten werden. Die Menschen sind so offen dafür, wie noch nie zuvor. Deshalb ist es auch gar nicht abwegig, dass veganer, alkoholfreier Biowein in Zukunft gar kein Exot mehr ist, sondern eine stark nachgefragte Selbstverständlichkeit. Wir lassen uns überraschen!

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